Maschinist

3/DREI

Jetzt oder nie. Jetzt. Sofort. Flucht. Aber wohin? Die Teutonische Mauer ist unüberwindbar. Nicht nur die in unseren Köpfen.

Russischland? Auch deren Protokoll für Dissidenten ist kurz und rechtsbündig. Seit die Ukraine keine neutrale Pufferzone und kein Land mehr ist, bleibt auf dem Landweg nichts.

Seit von der Nordsee bis zum Mittelmeer runter außen rum alles vermint ist, bleibt außer dem Landweg nichts. Sauerkraut bis zum Tod. Wie lange kann das da schon dauern.

Ich brauche einen Plan. Das Metall hat Schwerkraft, Etikette und deutsche Eiche überwunden und schlägt auf Höhe der Mitte der Tür Holzschrapnell in unsere Richtung.

Ich brauche keinen Plan. Ich brauche einen Schraubenschlüssel. Leb wohl, geliebte Braut. Dein Gleitzeiger wird mir fehlen. Und dir wahrscheinlich bald auch. Warum hast du mir kein Signal gegeben?

Kalter Stahl findet den Weg in meine Hand. Die Luftschleuse leistet kaum Widerstand. Wie so viele. Der Schacht ist eng und stickig. Schweißnähte schneiden mein Fleisch.

Der matt schimmernde steingraue Uniformstoff ist zwar noch immer zäh wie Leder, aber schon lange nicht mehr hart wie Kruppstahl.

Schwere Stiefel nähern sich der Öffnung. Kein einziges Wort durchdringt das monotone dumpfe Dröhnen der Anlage. Ihre Anweisung ist präzise und lässt keinen Raum für Unklarheiten.

Die massive Titan-Prothese in meinem linken Oberschenkel drückt gegen die noch frische Operationsnarbe und versetzt mir einen schmerzhaften Stich.

Fortschritt durch Technik. Das Surren der Generatoren wird lauter. Die Finsternis bleibt. Das lichttechnische Sonderkontingent für diese Arbeitseinheit ist schon lange überschritten.

Nach Einbruch der Dunkelheit werden die Lichtbogenerzeuger der Öffentlich zugänglichen Bereiche und die aller nichtstaatlichen Individual-Zellen schon lange nicht mehr mit Elektrizität versorgt.

Weisung 11/2: Regeneration der Arbeitskraft ohne schädlichen Einfluss. Motivation durch Trinkwasser.

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