Ausgezeichnet, mein lieber Watson!

Oder war der Tote gar kein Maler? Good Lord! Und da wären wir auch schon mittendrin. Zum Glück nicht im Lord. Zwar ist die Testamentseröffnung ähnlich trocken, das 4-Gänge-Menü und der Fortgang des Abends aber nicht. Was nur teilweise am Regen liegt.

Krimi-Dinner ist ja eigentlich jedes Dinner: Man geht rein, wird all seines Geldes beraubt und kann froh sein, wenn man mit heiler Haut davonkommt.

Außer natürlich es gibt Entenbraten. Manchmal, so wie hier, schreiben die das gleich extra mit dran, damit sich hinterher keiner beschweren kann. Auch das ist dann ja auf seine Art ausgezeichnet.

Als Aperitif gibt es einen Fingerhut Spüli, der uns vom glücksspielsüchtigen Neffen als Absinth verkauft wird. Jeder möge seine eigenen Schlüsse ziehen, warum der erste Gang bei Kerzenschein serviert wird. Das Dressing ist jedoch widererwartend so gut, dass ich einen Teil davon mit nach Hause zu schmuggeln versuche. Das fliegt allerdings schnell auf: Vielleicht sollte ich das nächste Mal dafür nicht die Vorderseite meines Hemdes benutzen.

Der zweite Gang ist ebenso gestrüpplastig wie die Frisur der Witwe und Gang 1, wird aber in Suppenform gereicht. Der Hahn aus Gang 3 ist so tot wie Lord Ashtonburry, aber vermutlich wesentlich schmackhafter gefüllt. Gang 4 knuspert sich krokant durch meinen Gaumen und ist ebenfalls total lecker.

Als Meisterdetektiv habe ich bei Edgar Wallace ja eigentlich nix zu suchen, aber a) haben auch Meisterdetektive mal Hunger und b) gibt es hier angeblich Rätsel und Geheimnisse. Das größte Rätsel des Abends bleibt dann auch tatsächlich ungelöst: Warum gibt es bei einem schottischen Leichenschmaus keinen Tropfen Scotch?

Der Lord sei Weinliebhaber gewesen. Der schottische Lord. Weinliebhaber. War der nur angeheiratet, oder was? Die Pietät verbietet es jedoch, hier zu sehr ins Detail zu gehen. Nur so viel sei verraten: Es gibt hier nicht nur die versprochenen Rätsel. Es wird wohl auch auf ewig ein Geheimnis bleiben, was manch Teilnehmer sich bei seiner stilechten Abendkleidung gedacht haben mag.

Jedenfalls sollte man hier Vorsicht walten lassen: Im Begleitheft heißt es zwar „Morde geschehen und Sie sind Augenzeuge, Mitwisser oder Beteiligter…“, aber man sollte nicht zu voreilig buchen, wenn man seine Schwiegermutter preisgünstig loszuwerden gedenkt.

Zum Ende hin darf man dann noch einen Wettschein ausfüllen, wo Mörder, Motiv und Strafmaß angegeben werden können. Und nebenbei die eigene E-Mail-Adresse, damit sich der Abend auch lohnt. Anschließend Vortrag der Highlights:

Täter: Der Inspektor war´s.
Motiv: Er will die Frau.
Strafmaß: Er kriegt die Frau.

Mein persönliches Highlight:

Täter: Die Frau mit dem Vogelnest auf dem Kopf.
Motiv: Keine Ahnung, aber sie war`s, die Sau!

Kombiniere: Wer sich zur Abwechslung beim Essen mal von guten Schauspielern ausnehmen lassen möchte, wird hier unterhaltsam bedient. Nicht so wie die uneheliche Tochter seiner Lordschaft, aber immerhin.

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