Facebook, Klotür der Moderne, drückt beim Klarnamenzwang gerne mal ein Auge zu, völlig uneigennützig versteht sich, denn es besteht kein Grund zur Sorge, dass sich das soschäl nedwörk sonst umgehend in seine Bestandteile bis runter zum Atom zerlegen würde.
Und auch ich dachte neulich, ich guck` nich` richtig, als ich augenzwinkernd darauf hingewiesen wurde, dass ich wohl versehentlich gar nicht unter meinem richtigen Namen dort firmiere. Das ist natürlich Unfug, steht in den Richtlinien doch nirgendwo, dass man seinen Namen richtig rum schreiben muss.
Facebook heißt ja außerdem so, weil man da besser immer nur neben oder über ein vor sein Gesicht gehaltenes Buch herspähen sollte, damit die ganzen Bunken von früher einen nicht erkennen und einem nicht auch noch auf den Sack gehen. So wie Rügenwalder. Oder der Hobbit. Oder oder.
Prangten da früher neben „Irgendwas mit Nazis“-Aufklebern lediglich mit Edding hingekrakelte Telefonnummern von angeblich allzeit bereiten jungen Damen, die sich wohl auf die Bearbeitung aller möglichen Anliegen jenseits der Gürtellinie spezialisiert hatten (Hallo, Volker hier, hallo, ist da wer?) oder schlicht „leck` mich“, steht da jetzt „like mich“. Dem Rechtschreibdschungel ist aber ja heutzutage selbst mit geeignetem Gerät auch kaum noch beizukommen.
5 Monate Lebenszeitverschwendung später – genug für 2 Leben möchte man meinen – hat man dann seine 25 Freunde zusammen, an denen man wirklich interessiert ist und stellt fest, dass die a) ihr Leben auch lieber anderweitig hinter sich bringen und da nur im absoluten Notfall ma` reingucken und b) Herr Zuckerberg es scheinbar uncool findet, wenn da nur lauter so Leute rumlungern, neben denen auf dem Pausenhof schon immer keiner stehen wollte und sich deshalb berufen fühlt, denen mal ein paar mehr Freunde auf`s Auge zu drücken, denen man angeblich eine Freundschaftsanfrage geschickt hat.
Ich chatte ja insgeheim immer gerne mit so ordinären jungen Dingern, aber am antifaschistischen Schutzwall war nicht alles schlecht.
