„Ein Sommernachtstraum“

, denke ich noch, während ich im Büro ankomme, wo noch kein Mensch da ist. Jetzt bloß nicht aufwachen. Aber es ist weder wirklich Sommer noch richtig Nacht und ich träume höchstens noch so halb.
Aber nicht mal im Traum würde irgendwer denken, dass ich als Erster am Arbeitsplatz erscheine. Die Letzten mögen zwar manchmal die Ersten sein – aber Unpünktlichkeit ist eine Gabe und man will ja nicht undankbar erscheinen.

Mein Traum geht in Erfüllung: Wenn mir das Dargebotene nicht gefalle, solle ich mir einfach vorstellen, es sei bloß ein Traum und nix machen. Sonst einfach klatschen. Von oben abgesegnet. Ich klatsche. Nix passiert.

Auch das gefällt mir, doch dann erspähe ich den Blogwart, den ich unvorsichtigerweise aus seinem Studium diverser Busenfachzeitschriften aufgeschreckt habe. Und bevor der auch noch meine Träume heimsucht, bin ich lieber schlaflos in Seattle. Aber zu spät:

Was zum Henker der Zwergenaufstand solle und ob er hier eigentlich der einzige Mensch bei klarem Verstand wäre, der hier anwesend sei.

Da ich noch keinen Klaren intus habe, bejahe ich kleinlaut, nehme Anlauf und springe dann ohne Umschweife und ohne Badehose vom 10-Meter-Brett mit Köpper in Richtung da, wo ich mein nasses kaltes Grab vermute:

„Apropos, wo sind die `n alle hin?“

Der Blogwart: „Fort.“

Ich (ungläubig nach einem eventuell doch vorhandenen Fallschirm tastend) : „Fort? Gibt`s das auch in… präziser?“

Der Blogwart: „Zur Fortbildung.“

Ich (die Reißleine in der Hand, die ihrem Namen gerade alle Ehre gemacht hat und gerissen ist) : „Der Leberzirrhose? Oder wat?“

Der Blogwart: „Quatsch! Nix Lederhose. Badehose! Du hättest gesagt, wenn die faulen Säcke keine 23 Seiten mehr schreiben wollten, würdet ihr halt Baden gehen.“

Ich (aufplatzend) : „Und da ist denen nix Besseres eingefallen, als schon mal vorzufahren? Dann können wir ja einpacken.“

Der Blogwart: „Wieso wir? Muss ich jetzt doch mit? Geh fort!“

So was lasse ich mir natürlich von einer Autoritätsperson nicht zweimal sagen. Vorher verweise ich noch darauf, dass er zwar liebend gerne meinen Job übernehmen könne, weil ich gerne auf einen 12-Stunden-Flug verzichte, ich allerdings seine Aufgaben ja wohl kaum zufriedenstellend erfüllen könnte.

Das hat er sofort eingesehen, daher bin ich direkt wieder nach Hause gefahren. Das Blogwartdasein hätte mich im Leben nicht befriedigt. Und auf einen 12-Stunden-Flug verzichte ich doch gerne.

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