Der Mensch denkt, Gott lenkt

Schöne Sache eigentlich. So lange man nicht gerade versucht, ein ferngesteuertes Fluggerät unter seine Kontrolle zu bringen.

Um die völlig frei liegenden Rotorblätter des „Jedi Training Remote Control“ muss man sich jedoch keine Sorgen machen, wenn man nicht zwingend auf Augenlicht, Fingervollzähligkeit oder intakte Halsschlagadern angewiesen ist.

Fliegende Kettensägen für Zehnjährige – was kann da schon schief gehen?

Die Antwort ist schnell gegeben. Sie fliegt einem quasi praktisch nur so zu. Und wie schon erwähnt tut sie das wirklich sehr sehr schnell.

Bliebe also nur noch die Frage, wer denn jetzt genau da seine Finger im Spiel hat. Und wie lange. Theoretisch möge man doch bitte selbst Hand anlegen, indem man a) die beigelegte Fernbedienung nutze oder b) die Sache mit der Hand sehr wörtlich nehme und das wildgewordene Kratur über der Hand mit „der Macht“ steuere.

Weil a) die Hand Gottes sich vermutlich wie gewöhnlich in der Nähe von Diego Maradona aufhalte oder so ähnlich und b) man sonst wohl nicht umhin käme, Gott bei dem Flugverhalten einen leichten Hang zu schweren Alkoholika attestieren zu müssen.

Das erste Kamikaze-Gerät hat dann auch nicht direkt Kurs auf die Wand genommen, sondern vorher erst noch sehr zielstrebig aber wahrscheinlich erfolglos versucht, mich von meinem Kopf zu trennen.

So genau könne man das nicht sagen, weil der Unterschied wohl nicht so gravierend sei, wenn man so einem Geschenk bedenkenlos zustimme.

Wem das alles zu lange dauert, der kann natürlich auch gleich direkt seine Pulsschlagader mit Macht an den Rotor anlegen.

Das Teil hat dann jedenfalls kurz und schmerzlos seine erste und letzte Lektion lernen müssen, nämlich dass man sich als filigranes Plastik-Konstrukt eher nicht gleich mit einer Bruchsteinmauer anlegen sollte.

Unterm Strich also 2 Stunden laden, 20 Euro short und 4 Sekunden Spaß. Nur ohne Spaß halt.

Zweifellos ein Mangel an der Sache, ließ ich den Abgesandten des Imperiums per Handstreich wissen, der das auch sofort einsah und den Austausch auf seine Kappe nahm.

Immerhin sollte das Teil laut Plan senkrecht und nicht waagerecht reisen. Außerdem muss sich so eine Jedi-Meister-Ausbildung ja auch irgendwann mal rentieren.

Jetzt ist die Macht noch nicht sehr groß in so einem kleinen Padawan, sollte man meinen. Daher hatte ich kaum Bedenken, als ich nach kurzem Test nicht nur meine Erfahrung, sondern auch Flieger Nummer 2 von Hand zu Hand an meinen kleinen Schüler weiterreichte.

Jedenfalls in Bezug auf die Lebensdauer des Geräts, da die Decke hoch und die Wände weit waren. Bei der Lebensdauer unseres Padawans sah das schon subtil anders aus.

„Möge die Macht mit dir sein“, sagte ich noch und staunte nicht schlecht, als mein Schüler das Gerät mühelos übernahm und über seiner Hand durch den Raum bugsierte.

„Cool“, freute sich fasziniert unser Nachwuchsritter und grinste übers ganze Gesicht. Vielleicht eine Spur zu enthusiastisch, denn dat Teil hob plötzlich und unerwartet völlig verschreckt ab Richtung Todesstern, ohne allerdings dabei aus den Fehlern seines Vorgängers gelernt zu haben.

Nur der beherzte Einsatz des Lichtschwerts verhinderte weitere Opfer, denn die Decke war relativ unbeeindruckt von den erfolglosen Versuchen, sich in sie hineinzufräsen, und drauf und dran, das Gerät kommentarlos dem Tod durch Überhitzung anheimfallen zu lassen.

Seither startet dat Dingen immer gleich durch Richtung Decke. Ich will da jetzt nichts unterstellen, aber mich beschleicht so langsam der Verdacht, dass unser oberster Jedi-Hirte womöglich doch nicht nur ein Auge darauf geworfen haben könnte.

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