Davon können graue Mäuse ein Lied singen – wenn sie nicht gerade im Tiefspüler des Gästeklos meiner Schwester hocken. Oder so singen wie sie reden.
Mein erster Gedanke war „Scheiße“, mein zweiter „Scheiße mit Augen dran“. Dann war ich kurz beeindruckt, wie lange der mittlerweile entmystifizierte Nager da die Luft anhalten konnte, während er völlig mittig ausgerichtet kerzengerade in Hab-Acht-Stellung auf seinen Hinterläufen saß und mich von unterhalb der Wasseroberfläche bewegungslos anstarrte.
Dann dachte ich „O.K., du warst vielleicht zuerst hier, aber wenn du dich jetzt nicht verpisst, dann… gehst du auch als Erster“, gefolgt von „Hm, vielleicht doch nur `n ziemlich cooler Klostein“, „Hundespielzeug von Connor“ und „Ach, ich frag` mal lieber meine Schwester“.
Die fand das gruselig bis grenzwertig und wahrscheinlich auch total unverschämt, weil sie extra für die Küche eine todschicke Falle angeschafft hatte. Nachdem sich auch mein Schwager in die Menge der Schaulustigen eingereiht hatte, schwankte ich zwischen „So, jetzt alle raus hier, ich muss schiffen“, „Handy rausholen, Foto machen“ und dessen bannbrechender Einbringung „Kann man die wegspülen?“
Situationsbedingt kondensierte mein Hirn das dann mal just auf „wegspülen, schiffen, raus hier“. Scheiß aufs Foto, mit Fokus auf die ausübende Tätigkeit.
Begleitet von einem mulmigen Gefühl, verstohlenen Blicken nach unten und dem Gedanken daran, dass ich a) die ganze Zeit mit offener Hose da rumgestanden hatte, b) in Bezug auf ein schlüpfriges Foto nun bloß noch mich selbst ablichten oder in die Röhre gucken konnte und c) diese aus dem Augenwinkel raus noch immer ziemlich leer aussah.
Wenn ihr mal `ne graue Maus unter euch habt, haltet sie bitte nicht gleich für tot, bloß weil sie sich nicht rührt und nix sagt – fragt doch lieber einfach mal freundlich nach, bevor ihr die Hosen runterlasst. Oder macht zumindest ein Foto. Zur Not vom Schlüpfer.
Allemal besser als ein Griff ins Klo.
