Grüner Rasen

gestaltet sich bei Führerscheinentzug erheblich leichter – so lange man den grünen Daumen hat. Wer nicht als Mittäter vom Öko-Bilanz-Gericht zur Rechenschaft gezogen werden will, bleibt besser zuhause und zieht den Rechen selbst.

So spart man auch bei der Reiselektüre. Wer trotzdem was von der Welt sehen will, kommt so um diese aber nicht herum.

Verbale Reiseapotheke
Mit dem knapp zweieinhalbstündigen neuen Sprachkurs „Ausländisch für Notfälle“ könnt ihr euch vorab das nötige Zaumzeug auf der Zunge zergehen lassen, das es braucht, um sich bei brenzligen landestypischen Situationen verbal aus der Affäre ziehen zu können:

„Leiche? Welche Leiche?“ (Kapitel Italien)

22 Länder werden so mit kurzer Einleitung und mehr oder minder lustigen, bzw. hilfreichen Phrasen politisch unkorrekt von anonymen Couchpotatoes beleidigt – denn landestypisch meint hier in erster Linie unser Land, in Bezug auf die Situation herrschender Vorurteile.

Klingt nach einer optimalen Geräuschkulisse für eine völkerverständigende Expedition nach Köln?

Ja und Nein. Manchmal im Leben sollten Dinge lieber unausgesprochen bleiben – dies gilt nicht nur für die nach jedem Beispiel folgende Aufforderung zum Nachsprechen, sondern auch für das nochmalige Erwähnen des Beispiels selbst.
Vor allem aber natürlich für so Gassenhauer – zumindest während der Zugfahrt sollte man darauf verzichten, sein Expertenwissen an den Mann bringen zu wollen oder zu laut mitzusprechen, wenn man sich nicht unnötig mit anderen Reiseapotheken belasten will.

„Reif für die Insel“
sind wir ja eigentlich schon lange, aber breakfast hört sich für uns so an, als ob man sich das dann doch noch mal schnell durch den Kopf gehen lassen muss – nur halt in die andere Richtung, oder?

Wir wissen nicht, ob und in welcher Entbindungsstation Bill Bryson nach seiner Geburt auf den Fußboden fallengelassen wurde und ob das dann wenn bloß ein reiner Unfall war, aber soviel ist klar:

Wahrscheinlich war er schon damals kaum noch tragbar. Bei solch einem scheinbar typisch amerikanischen überheblichen Fall würden wir jedenfalls einen nicht geringen Betrag darauf setzen, dass es nicht Hong Kong war.

Das würde allerdings auch nicht erklären, warum viele dienstbare Geister des Vereinigten Königreichs erschöpfend als Minderbemittelte dargestellt werden und die Zeitachse aussieht wie der Dow Jones Index quer.
Wer also trägt die Schuld? Hinter dem Sprecher steht ein großes Fragezeichen (Oliver Rohrbeck) und aus der Nummer mit der Zeitachse kommt der Bryson nicht raus…

Blame it on the ÜbersetzerIn?

Bei 10 Stunden plus fällt natürlich auch der eine oder andere Lacher ab. Wie auch immer man das auslegt. Einige sind da aber mit Sicherheit auf der Strecke geblieben. Die feine englische Art ist das jedenfalls nicht, aber wie sagte Steve so schön mit wegschiebender Geste zu mir:

„Alles unter Birmingham… Franzosen!“

Dem würden wir nur ungern widersprechen wollen. Selbst wenn wir mit jenem Waliser Streit suchten oder einfach mal wieder einen etwas längeren Monolog hören wollen würden.

Zu Streitzwecken würden wir ein einfaches „Ihr Engländer..“ vorziehen und Wetten auf die Anzahl der aus dem Stand gebrachten Beleidigungen annehmen. Wozu auch erst groß mit Gegenargumenten kommen.

Apropos Wettstreit:

„Die Wette“
In 8 Stunden um die Welt ohne Flugzeug gegeneinander – da bleibt natürlich kaum Zeit für ausufernde Beobachtungen. Wie lange man für die gedruckte Ausgabe braucht, wissen wir zwar nicht – aber auch da gibt es ja nicht mehr zu sehen: 2 Männer, 2 Weltumrundungen um die Wurst mit ohne Flugzeug in lustig.

So hatten sie`s versprochen. Zur Wurst dazu gibt`s `ne Flasche Schluck – man habe ja schließlich ein lustiges Buch zu schreiben.

Jetzt sind die Männer aber keine Männer, sondern bloß ein sitcomgagschreibender Amerikaner Mitte 20 und ein etwa eben so alter sitcomgagschreibender Inder – da bleibt zwar kein Auge trocken, aber rein vom Ergebnis her kann man die Sache jetzt auch nicht betrachten, weil einem da oft eher zum Heulen zumute ist.

Obwohl man wohl selten eine abwechslungsreichere Reisebeschreibung lesen wird – leider liegt das aber nur daran, dass die meisten Reisenden alleine unterwegs sind und sich nachher mit niemandem abwechseln können, wenn sie über ihren lahmarschigen Stuss schwadronieren.

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