Aus unserer Reihe „Verkäufer mit Nein-Danke-Interpretationsschwäche“

– Gestern in der Paderborner Fußgängerzone :

„Hallo du, weißt du, dass die EU ein neues Gesetz gegen Antibiotika bei Massentierhaltung erarbeitet hat? Ja, das ist jetzt irgendwie alles verboten und wir wollen dabei helfen und…“

An dem Punkt habe ich dann eigentlich schon abgeschaltet und gewartet, bis der Schwall dieses wohl an multiplen Persönlichkeiten leidenden Teenymädchens an mir abgetropft war.

„Und ich soll jetzt spenden?“

„Oh, du greifst da aber ganz schön vor!“

„Ja, wie lange soll die Veranstaltung denn hier dauern?“

„Interessiert es dich denn nicht, dass die Tiere so mit Antibiotika vollgestopft werden und wir dadurch immer öfter krank werden? Und..“

„Ich bin Veganer. Und mit Spenden sieht es bei mir schlecht aus.“

„Na ja, du könntest dein Gewissen und deinen Geldbeutel erleichtern und….“

„Mein Geldbeutel ist heute schon extrem erleichtert worden.“

„Uns helfen auch schon kleine Beträge. Wir haben auch Arbeitslose, die uns was spenden…“

„Das ist schön für euch. Ohne meine kleinen Beträge komme ich aber nicht aus dem Parkhaus raus.“

„Oh, na vielleicht können wir ja in 5 Jahren zusammen die Welt retten. Unsere Organisation Blablabla kennst du ja sicher…“

„Nö, aber falls ihr mal in Sachen make-love-not-war unterwegs seid, kannst du auf mich zählen. Trotzdem einen schönen Tag!“

„Ja, aäh, O.k. …. Hallo du, weißt du, dass die EU…“

Ich kann bei so was immer schwer einfach weiter gehen, obwohl die weder einen Ausweis, noch einen Stand oder sonst was hatte und vorher mit so zwei Typen auf der Parkbanklehne saß und die Sitzfläche mit ihren Schuhen weltgerettet hat. Immerhin sah die ganz niedlich aus – was man vom ADAC-Mann im Pipi-Markt nicht behaupten kann:

„Entschuldigung, darf ich Sie fragen, was Ihr Auto tankt?“

„Sicher! Aber wozu wollen Sie das wissen?“

„Wir machen hier eine Statistik.“ (Holt einen Zettel mit Name, Anschrift, etc.)

„Und jetzt wollen Sie meine Daten? Die kriegen Sie nicht. Tut mir leid.“

„Nein, nein! Wir verlosen auch Tankgutscheine!“

„Und Sie wollen außerdem, dass ich Mitglied werde? Daran bin ich nämlich nicht interessiert.“

„Bei den Spritpreisen kann ein Tankgutschein doch nicht schaden. Hatten Sie denn schon mal eine Panne auf der Autobahn?“

„Was wollen Sie eigentlich? Machen Sie nun eine Statistik oder ein Gewinnspiel? Bei der Statistik helfe ich Ihnen – an einem Gewinnspiel bin ich nicht interessiert. Oder wollen Sie nur, dass ich Mitglied werde?“

„Was machen Sie denn, wenn Sie eine Panne haben?“

„Ich rufe meinen Schwager an, der holt mich mit seinem Hänger ab.“

„Na, der wird sich freuen, wenn Sie ihn morgens um 5 anrufen.“

„Mitgefangen, mitgehangen. Ich frage Sie noch mal: Wollen Sie, dass ich Mitglied werde?“

„Hm, mhm, ja.“

„Dann verschwenden Sie meine Zeit.“

„Sagen Sie, was haben Sie denn da mit Ihren Zähnen? Gehen Sie doch mal zum Arzt…“

Nur der Umstand, dass ich dringend pinkeln musste, hat dieser unverschämten Pissnelke seine Visage erhalten. Dieser komische Magnetismus ist mir aber den ganzen gestrigen Tag lang erhalten geblieben und bescherte mir die Möglichkeit, einen ausgiebigen Blick auf die Waren der Verkäuferin einer Modemarktkette zu werfen, die sie feilbot. Neben den Waren der Modemarktkette.

„Hier, die Schlumpfjacke würde Ihnen doch auch gut stehen!“

„Ja, aber die ist schreiorange und nicht dunkeloliv. Außerdem ist sie innen flauschig und nicht wie gesucht angeraut.“

„Hm. Aber hier, der wäre doch was für Sie! Innen wie Sie es wollen.“

„Das ist ein laubfroschgrüner Strickpulli ohne Kapuze und Taschen – und nicht aus Sweatstoff.“

„Aber stehen würde der Ihnen gut. Probieren Sie ihn doch mal an.“

Der steht immer gut, allerdings bedarf es dazu keines laubfroschgrünen Stickpullis – der Ausblick an sich wäre da ausreichend – aber das verschwieg ich ihr mal und suchte das Weite.

Einen finalen Angstmoment durchlebte ich dann noch im Parkhaus – als mich das Gefühl beschlich, die angezeigten 4 Euro Gebühr seien nur die halbe Wahrheit und da käme gleich noch in Laufschrift „Aber wollen Sie uns wirklich schon verlassen? Wir hätten hier noch ein wirklich schönes schattiges Plätzchen, das Sie unbedingt mal…“

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